Schweizer Investmentfonds sind mehrheitlich weiterhin in umstrittenen Branchen engagiert

Mehr als acht von zehn Investmentfonds mit Sitz in der Schweiz halten derzeit Beteiligungen in so genannten „kontroversen“ Branchen.

19 Januar 2022

Mehr als acht von zehn Investmentfonds mit Sitz in der Schweiz halten derzeit Beteiligungen in so genannten „kontroversen“ Branchen.

Trotz des wachsenden Interesses der Anleger an ESG-Grundsätzen und der strengeren Regulierungsvorschriften auf europäischer und nationaler Ebene zeigt eine unabhängige Datenanalyse, dass 83,28% der Schweizer Investmentfonds in Branchen wie Alkohol, Tabak und Rüstung engagiert sind. Die Analyse ist auf der Your SRI-Plattform von FE fundinfo abrufbar.

Die am häufigsten vertretene kontroverse Branche in der Schweizer Fondsindustrie ist die Kernenergie: 71,18% der Fonds halten Beteiligungen an Unternehmen, die Kernkraftwerke besitzen oder betreiben. Danach folgen Hersteller alkoholischer Produkte (50,26%) und Produzenten gentechnisch modifizierter Organismen (49,54%).

Weitere signifikante Beteiligungen betreffen Unternehmen, die mehr als 5% ihres jährlichen Umsatzes entweder mit Waffensystemen und -komponenten nebst einschlägigen Support- und Dienstleistungen (46,26%) oder mit Tabakprodukten (41,33%) generieren. Über 4% der Fonds investieren in Unternehmen, die Landminen oder deren Komponenten herstellen.

Aufgeschlüsselt nach Fondstyp wiesen insgesamt 97,19% der gemischten Fonds ein zumindest teilweises Engagement in diesen Branchen auf, verglichen mit 82,74% bei Aktien- und 71,79% bei Anleihefonds.

Den Analysedaten liegen ESG-Ratings von MSCI zugrunde, um grössere Transparenz für den Vergleich auf Fondsebene zu gewährleisten und Investoren dabei zu helfen, die ESG-Merkmale von Fonds besser zu verstehen und einzuordnen.

Jonas Schneider, Head of Business Development (DACH) bei FE fundinfo sagte dazu:

Diese Analyse bietet faszinierende Einblicke in den Schweizer Investmentfonds-Sektor und dessen Exposure gegenüber diversen Branchen. ESG-Investing ist in hohem Masse subjektiv. Und unsere Daten zeigen, dass es in einer modernen Wirtschaft äusserst schwierig ist, bestimmte Branchen zu vermeiden, die sich ihrem Wesen nach nicht mit ESG-Grundsätzen vereinbaren lassen. Darum ist es umso wichtiger, dass Investoren die Daten und Instrumente zum Verständnis von ESG und zur Bedeutung von Ratings an die Hand gegeben werden und dass sie ihre eigene Analyse durchführen, damit sie ihre Anlageinvestitionen exakt ihren Wertvorstellungen anpassen können.“

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